Die Überschrift könnte auch lauten: Ist Gott gut und böse zugleich? Ja, werden viele sagen. Das Hiobbuch bestätigt diese Annahme. Es zeigt uns einen unbarmherzigen – aber „gerechten“ – Gott, der jeden bestraft, der nicht das tut, was Er will. Noch beängstigender: Es stellt sich uns ein Gott vor, der einen rechtschaffenen Mann dem Teufel überlässt, damit dieser ihn bis auf den Tod quälen kann. Wozu? Um Satan die uneingeschränkte Liebe Hiobs zu Gott zu demonstrieren.
Stellt sich den meisten von uns die Hiobsbotschaft in der Bibel nicht so dar? Wenn wir „gut“ sind, wenn wir alles richtig machen, keines der Gebote JaHuWaHs übertreten, geht es uns gut. Handeln wir nicht so – wie wir Seine Gebote und Anweisungen verstehen – prasselt die Strafe des Allmächtigen auf uns nieder. Und wenn wir Pech haben, gibt Gott dem Teufel zeitweise freie Hand über uns, auch wenn wir rechtschaffen sind.
Ist in dieser Geschichte nicht etwas arg schräg? Müssen wir Satan davon überzeugen, dass wir Gott lieben? Hat Er uns nicht zuvor geliebt? Sollte die Frage JaHuWaHs an Hiob nicht auch uns gelten:
„Wer verfinstert da den Ratschluss mit Worten ohne Erkenntnis?“ (Hiob 38,2)
Verstehen wir den Ratschluss unseres Schöpfers? Der rechtschaffene und doch leidgeplagte Hiob wirft dem Allmächtigen vor, Er habe ihn „beim Nacken ergriffen und zerschmettert“ und ihn „als Seine Zielscheibe aufgestellt (Hiob 16,11-12). Weiter ist Hiob überzeugt: „Sein Zorn hat mich zerrissen und verfolgt, Er knirscht mit den Zähnen gegen mich.“ (Hiob 16,9) Was verstehen wir unter dem „Zorn Gottes“? Ist es denkbar, dass unser Gottesbild durch unsere Erziehung und überlieferten Bräuche entstellt ist? Ist unser Blick auf das Buch Hiob getrübt, weil wir recht viel von unserer eigenen Gerechtigkeit halten?
Hiob hatte vor seinem Unglück ein gesegnetes Leben, das er zu schätzen wusste. Ihm war eine große Familie beschieden, er besaß großes Land und viele Tiere. Er diente Gott aufrichtig und tat nur Gutes. Bis ihn ein Unglück auf das andere ereilte. Er verlor seine Kinder, seinen Besitz und seine Tiere. Er wurde mit einer schrecklichen Krankheit geschlagen. Von seinen Bekannten und Verwandten wurde er verachtet und verspottet.
In seinem Leid klagte er über sein Schicksal. Er verstand nicht, warum er so sehr leiden musste. „Mein Fleisch ist bekleidet mit Maden und Schorf; meine Haut verkrustet und eitert.“ (Hiob 7,5) Für Hiob zeigt sich der Allmächtige erbarmungslos und ungerecht. Ein gerechtes Gericht kann es deshalb nicht geben. Denn er quält und vernichtet den Gottlosen und den Rechtschaffenen gleichweise (Hiob 9,22).
Seine Freunde Eliphas1, Bildad und Zophar, die sich nicht abwandten, waren ihm kein Trost.2 Mit ihren selbstgerechten Reden steigerten sie Hiobs Not noch mehr. Alle drei hielten Hiob vor, dass er Schuld haben müsse, und das es die Strafe Gottes sei. „Die Unrecht pflügen und die Unheil säen, die ernten es auch.“ (Hiob 4,8), so bewertete Eliphas Hiobs Lage.
Sein Freund Bildad empfindet Hiobs Klage anmaßend. Er weist auf die Gerechtigkeit des Allmächtigen, der das Recht nie beugen könnte. Logisch folgerte er deshalb, dass Hiobs Kinder gesündigt haben müssen, sonst wären sie nicht gestorben. Und auch Hiob selbst müsse irgend eine Missetat vollbracht haben, sonst ginge es ihm nicht so elend. Bildad riet ihm: „Suche Gott ernstlich und flehe um Gnade zu dem Allmächtigen!“ (Hiob 8,5). Sein Freund Zophar ist von der Schuld Hiobs überzeugt und wünscht gar, „dass doch Gott reden möchte und Seine Lippen auftäte gegen dich!“ (Hiob 11,5).
Es ist noch ein vierter Mann bei Hiob: Elihu, der jünger als Hiob und die drei Freunde war. Sein Urteil ist nicht weniger niederschmetternd. Ein Teil der Bibelausleger erkennt in Elihu ein Bild für den Messias. Er sei ein Mittler bzw. eine Brücke zwischen den drei Freunden Hiobs und der darauffolgenden Antwort JaHuWaHs. Man schließt das wohl aus den Worten Elihus: „Wenn es dann für ihn einen Gesandten, einen Ausleger, einen aus Tausenden, der dem Menschen seine Gerechtigkeit verkündigt, so wird Er sich über ihn erbarmen und sprechen: ‚Erlöse ihn, damit er nicht ins Verderben hinabfahre; ich habe ein Lösegeld gefunden.“ (Hiob 33,23-24)
Aus dieser Stelle könnte man das schließen, es klingt ähnlich dem Psalm 103. Der Rest seiner Reden lässt diesen Schluss jedoch kaum zu. Elihu tritt recht selbstsicher auf. Er behauptet, er könne, im Gegensatz zu den drei Freunden, die Reden Hiobs beantworten. Zweimal verkündet der Jüngere großspurig: „So will ich mein Wissen verkündigen, ja ich!“ (Hiob 32,10.17) Von sich überzeugt, fügte er hinzu: „Der Geist, der in mir ist, drängt mich dazu“ (Hiob 32,18). Hören wir das nicht öfter? „Der Herr hat mir gesagt, es drängt mich dir/euch zu sagen ...“? Wie die drei Freunde behauptet auch Elihu, Hiob trinke „Lästerung wie Wasser“, er würde „in Gemeinschaft mit Übeltätern wandeln“ und „mit gottlosen Leuten“ Umgang pflegen. Auch er behauptet, dass der Allmächtige den Menschen nach seinen Taten vergelte (Hiob 34,7-10). Und so wünscht sich Elihu für den schon völlig am Boden zerstörten Hiob:
„O dass doch Hiob fort und fort geprüft würde, weil er antwortet, wie gottlose Männer antworten! Denn zu seiner Sünde fügt er Frevel hinzu; er verhöhnt uns und redet viel gegen Gott!“ (Hiob 34,37-38)
Elihu macht genau das, was Hiob den Freunden vorwirft: „Wollt ihr Seine Partei ergreifen oder Gottes Anwalt spielen?“ (Hiob 13,7-8). Entsprechend verkündet Elihu: „Ich habe noch mehr Worte für Gott. Ich will mein Wissen von weit her holen und meinem Schöpfer Gerechtigkeit widerfahren lassen!“ (Hiob 36,2-3) Elihu spielt Gottes Anwalt gegen Hiob, eine Art himmlischer Staatsanwalt. Er prahlt: „Denn wahrlich, meine Reden sind keine Lügen; vor dir steht ein Mann mit vollkommener Erkenntnis.“ (Hiob 36,4). Ich kann diesen vierten Mann nicht symbolisch für den Messias erkennen. Diese Rede Elihus scheint ein späterer Einschub zu sein, worüber sich so gut wie alle Bibelexperten einig sind.
Statt das Leid des Freundes durch tröstliche Worte zu lindern, klagen sie Hiob in einem fort an und reden ihm ein schlechtes Gewissen ein. Hiob fühlt sich von seinen Freunden „misshandelt“. Er selbst würde, wenn es umgekehrt wäre, die Freunde „mit meinem Mund stärken und mit dem Trost meiner Lippen euren Schmerz lindern!“ (Hiob 16,4-5) Diesen Trost verwehren ihm seine Freunde.
„An meiner Haut und meinem Fleisch klebt mein Gebein, und ich habe kaum noch Haut, um meine Zähne zu behalten. Erbarmt euch, erbarmt euch doch über mich, ihr, meine Freunde, denn die Hand Gottes hat mich getroffen! Warum verfolgt ihr mich ebenso wie Gott und werdet nicht satt, mich zu zerfleischen?“ Hiob (19,20-22)
Ist es nicht herzzerreißend und grausam, einen so gemarterten Menschen Moralpredigten zu halten? Wie ist das heute mit dem Urteilen über unsere Mitgläubigen? Wissen wir alles schon? Wird unser Nächster krank oder von einem Schicksalsschlag getroffen, kommt da bei manchen von uns insgeheim nicht der Gedanke auf: „Ist er/sie nicht vom Weg abgekommen? Sein/ihr Lebensstil in letzter Zeit entsprach nicht den Geboten. Hat er/sie nicht sogar die Ehe gebrochen? Gott straft ihn/sie jetzt!“ Wissen wir denn, wie der Allmächtige handelt?
Sein Sohn JaHuWschuaH warnte: „Wenn ihr blind wärt, so hättet ihr keine Sünde; nun sagt ihr aber: Wir sind sehend! — deshalb bleibt eure Sünde.“ (Johannes 9,41) Alles zu wissen und immer Recht zu haben, ist vor allem das Problem der letzten Gemeinde Laodizea (Offenbarung 3,14-18). JaHuWaH „will Barmherzigkeit und nicht Opfer“ (Hosea 6,6). Der Messias erklärt: „Denn ich bin nicht gekommen, Gerechte zu berufen, sondern Sünder zur Buße.“ (Matthäus 9,13) Es gibt keine Erlösung durch Taten und eigene Werke. Wie soll der Mensch erlöst werden, wenn er so gut ist? „Wer dagegen keine Werke verrichtet, sondern an den glaubt, der den Gottlosen rechtfertigt, dem wird sein Glaube als Gerechtigkeit angerechnet.“ (Römer 4,5)
Wenn ein Gläubiger leidet, so muss das nicht unbedingt die Folge einer Sünde sein. Keinesfalls ist es eine „Strafe“. Für die Sünde werden wir nicht „bestraft“. Es zeigt sich auch darin, dass Gläubige wie Ungläubige gleichweise leiden, wie auch der Prediger feststellt: „Es kann dem Gerechten dasselbe begegnen wie dem Gottlosen, dem Guten und Reinen wie dem Unreinen“ (Prediger 9,2) Das Leid kann aber ein Mittel der Erziehung JaHuWaHs sein, damit Seine Kinder zu Ihm zurückfinden. Darin ist Liebe. Wenn alles im Leben glatt läuft, kann es passieren, dass keine Führung erwünscht ist. Man kann ja selbst alles so gut meistern.
Krankheit steht in der Bibel symbolisch für die Sünde. Heilungen sind mit dem Glauben verknüpft. Mehr noch, Heilungen beziehen sich vorrangig auf die Rettung von der Sünde. Jeremia bat: „Heile Du mich, HERR [JaHuWaH], so werde ich heil! Hilf Du mir, so ist mir geholfen; denn Du bist mein Ruhm!“ (Jeremia 17,14) Und JaHuWaH versichert: „Ich bin der Herr, der dich heilt“ (2. Mose 15,26). Wie werden wir geheilt? „Durch Seine Striemen sind wir geheilt“ (Jesaja 53,5).
Als sich die Schriftgelehrten und Pharisäer verwunderten, dass sich JaHuWschuaH mit Sündern abgibt, antwortet er: „Nicht die Starken brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu berufen, sondern Sünder zur Buße.“ (Markus 2,17) Heilungen führen zu einer erneuerten Beziehung zum Schöpfer. Es ist das Geschenk eines neuen Lebens in dem Messias.
Die Freunde Hiobs werden von JaHuWaH scharf zurechtgewiesen: „Ihr habt nicht recht von Mir geredet, wie Mein Knecht Hiob.“ (Hiob 42,7-8). Die Freunde Hiobs vermitteln ein Gottesbild, das den Göttern der Heiden schmeicheln würde. Ein strafender Gott, der auf ein Fehlverhalten des Menschen sofort das Schwert herniederfahren lässt. Auf die Sünde folgt die Strafe.
Aber auch Hiob schreibt sein grauenhaftes Schicksal dem Schöpfer zu: „Denn die Pfeile des Allmächtigen stecken in mir, mein Geist trinkt ihr Gift; die Schrecken Gottes bestürmen mich.“ (Hiob 5,4) „Ängstige mich nicht mit Deinem Schrecken!“ (Hiob 13,21) Wieder und wieder wies er in seiner Klage darauf hin, dass er immer gerecht handelte, Gott ehrte und für die Menschen nur Gutes tat. Er half allen, die Hilfe bedurften. Und trotzdem suchten ihn furchtbare Schicksalsschläge heim. Hiob hat das Gefühl: „Gott lässt von Seinem Zorn nicht ab.“ (Hiob 9,13)
Wie kommt es, dass Hiob seinem Schöpfer diese schrecklichen Dinge zuschreibt? Hier lohnt sich ein Blick auf den kulturellen Hintergrund. Das alttestamentliche Volk JaHuWaHs war immer dem Einfluss der heidnischen Völker ausgesetzt. Deren Götzendienst hatte einen großen Einfluss auf sie. Die Götter waren gewalttätig und wenn sie zornig wurden, schlug es sich in Katastrophen aller Art nieder. Das Volk musste ihnen Opfer darbringen, um sie zu besänftigen. „Sie opferten den Dämonen, die nicht Gott sind.“ (5. Mose 32,17) Das Volk JaHuWaHs hatte eine falsche Vorstellung von Ihm, verursacht durch den Einfluss der vorherrschenden heidnischen Kulturen.
Satan war das Wesen, das Leid und Tod über die Welt brachte. Warum wird er dann so selten im Alten Testament als der Zerstörer genannt? Jay A. Schulberg3 hat eine verblüffende Erklärung, die zutreffen könnte: Würden die Menschen damals Satan als denjenigen erkannt haben, der für die Katastrophen verantwortlich ist, wäre ihre Aufmerksamkeit mehr auf ihn als auf den Allmächtigen gerichtet gewesen. Die Israeliten hätten – wie die Heiden – Satan als einen weiteren Gott betrachtet, der Macht über Naturgewalten hatte. Sie hätten ihn angebetet und ihm Opfer dargebracht. Das wollte der Schöpfer verhindern, indem Er sich nicht nur als die Quelle des Guten betrachten ließ, sondern auch als die Quelle des Übels, das die Menschen empfingen.
JaHuWaH wollte sich Seinen Kindern offenbaren. Die alttestamentlichen Menschen waren für seinen sanftmütigen Charakter jedoch nicht bereit. Sie wollten einen Gott, der für sie gegen die Feinde kämpft. Hätte Er ihnen Seine Herrlichkeit vollständig offenbart, hätte sie das nur weiter von Ihm entfernt. Deshalb ließ Er sich auf die Ebene der Menschen herab.
Sein „Zorn“ beeindruckte die Israeliten mehr als Seine Sanftmut. Der Zorn JaHuWaHs ist sicher nicht vollumfänglich zu begreifen. Aber ein Beispiel soll demonstrieren, wie sich Sein „Zorn“ zeigen kann. Zur Zeit Samuels, als dieser „alt geworden war“, verlangten die Ältesten des Volkes nach einem König nach heidnischem Vorbild (1. Samuel 8,5). Samuel missfiel das sehr und er betete. JaHuWaHs Plan war dies ebenfalls nicht, denn Er selbst wollte Ihr König sein. Er antwortete Samuel:
„Höre auf die Stimme des Volkes in allem, was sie dir gesagt haben; denn nicht dich haben sie verworfen, sondern Mich haben sie verworfen, dass Ich nicht König über sie sein soll! Wie sie es immer getan haben, von dem Tag an, als ich sie aus Ägypten heraufgeführt habe, bis zu diesem Tag, indem sie mich verlassen und anderen Göttern gedient haben, genau so tun sie es auch mit dir! So höre nun auf ihre Stimme; doch verwarne sie ausdrücklich und verkündige ihnen das Recht des Königs, der über sie herrschen wird.“ (1. Samuel 7-9)
„Aber das Volk weigerte sich, auf die Stimme Samuels zu hören, und sprach: Das macht nichts, es soll dennoch ein König über uns sein, damit auch wir seien wie alle Heidenvölker! Unser König soll uns richten und vor uns herziehen und unsere Kriege führen!“ (Samuel 8,19-20)
Und JaHuWaH gab ihnen einen König „in Seinem Zorn“, so berichtet rückblickend der Prophet Hosea (Hosea 13,10). Das ist JaHuWaHs Zorn: Obwohl er weiß, dass Seine Kinder eine falsche Entscheidung treffen, gibt Er ihnen das, was sie wünschen. Sie haben die Freiheit, zu dienen, wem sie wollen. Die Folgen müssen sie dann auch tragen.
Gottes Zorn macht sich auch so bemerkbar, dass Er Menschen, die der Lüge Satans folgen, „dahingibt“ bzw. „aufgibt“ und sich selbst überlässt. Es wird mit dem Verhüllen des göttlichen Angesichtes symbolisiert. Seine lebensspendende Gegenwart ist dann nicht mehr vorhanden (5. Mose 31,17; Hiob 13,24; Psalm 22,25; 69,18).
Paulus erklärt: „Darum hat sie Gott auch dahingegeben in die Begierden ihrer Herzen, zur Unreinheit, sodass sie ihre eigenen Leiber untereinander entehren, sie, welche die Wahrheit Gottes mit der Lüge vertauschten und dem Geschöpf Ehre und Gottesdienst erwiesen anstatt dem Schöpfer, der gelobt ist in Ewigkeit.“ (Römer 1,24-25) Mit Rache hat dies wenig zu tun. Vielmehr lässt JaHuWaH jedem die Freiheit, Ihn als Seinen Gott abzulehnen. Er wendet sich dann von ihm ab. Beachte Seinen „Zorn“ auch gegenüber Seinem alttestamentlichen Volk:
„So wird zu jener Zeit Mein Zorn über es entbrennen, und ich werde es verlassen und Mein Angesicht vor ihm verbergen, dass sie verzehrt werden; und viele Übel und Drangsale werden es treffen, und es wird an jenem Tag sagen: ‚Haben mich nicht alle diese Übel getroffen, weil Mein Gott nicht in meiner Mitte ist?‘ Ich aber werde zu jener Zeit Mein Angesicht gänzlich verbergen um all des Bösen willen, das es getan hat, weil sie sich anderen Göttern zugewandt haben. (5. Mose 31,17-18)
Wenn unser Schöpfer nicht in unserer Mitte ist, ist das gar nicht gut für uns. Wenn wir uns von Ihm abwenden und uns zu Götzen hinwenden, verbirgt auch Er Sein Angesicht vor uns. Das ist Freiheit. Er zwingt sich niemandem auf.
Trotz des enthüllenden Neuen Bundes, wo der Sohn Seinen Vater JaHuWaH offenbart, wie Er ist, halten viele an einem „Zorn Gottes“ nach menschlichem Maßstab fest. Selbst viele Christen sind davon überzeugt, dass Gott sowohl Gutes als auch Böses wirkt. Er hat Gutes und Böses in sich. Das kommt dem esoterischem Ying und Yang gleich. Gut und Böse sind nur verschiedene Seiten ein und derselben Medaille. Das Böse kann nicht vom Guten getrennt, sondern muss integriert werden.
Zarathustra, ein iranischer Priester und Philosoph aus dem 1. oder 2. Jahrtausend v.u.Z. stellte sich ebenfalls die Frage, woher das Böse kommt. Er schlussfolgerte, es gäbe seit Urzeiten zwei entgegengesetzte Prinzipien: Die gute Macht Ahurah Mazda, und die böse Macht Ahriman. Immerhin kann so das Böse erklärt werden, ohne dass der Schöpfer daran beteiligt sein muss. Durch seine Taten kann der Mensch sich entscheiden, dem Guten oder dem Bösen zu dienen.
In der Bibel stehen sich ebenfalls Gut und Böse gegenüber. Allerdings anders als Zarathustra lehrte. Der Schöpfer ist nur gut, rein und vollkommen. Nur Er existiert aus sich selbst heraus (Johannes 5,26; Psalm 90,2; 1. Timotheus 6,16). Das Böse konnte sich jedoch durch ein geschaffenes Wesen des Allmächtigen ausbreiten, das nie gleichberechtigt neben dem Schöpfer steht, vielmehr immer Ihm unterworfen. JaHuWaH erschafft nur Wesen mit einem freien Willen. Luzifer hat sich für das Böse entschieden.
Als liebender und gerechter Gott konnte der Schöpfer den ehemaligen Glanzstern (Luzifer), nicht einfach vernichten. Seine Geschöpfe würden Ihn dann nur aus Furcht dienen. Eine perfekte Diktatur. Luzifer konnte in den himmlischen Regionen nicht mehr geduldet werden. Er wurde auf diese Erde verbannt (Jesaja 14). Nachdem JaHuWaH Adam und Eva erschaffen hatte, übertrug Er ihnen die Herrschaft über die Erde (1.Mose 1,26-28). Als sie sich jedoch von ihrem Schöpfer entfernten und sich von der „Schlange“ verführen ließen, stellten sie sich damit unter die Kontrolle Satans.
Seither klagt uns der große „Verkläger“ (Offenbarung 12,10) vor dem Schöpfer beständig an, Sünder zu sein (vgl. Sacharja 3,1). Und ja, Sünder, das sind wir. Er hat recht damit. Zu Recht kann er auch das Leben Hiobs fordern, denn alle Menschen haben gesündigt (siehe Römer 5,12; Jakobus 1,15; 1. Johannes 1,8). Er beanspruchte jetzt Gewalt über die Erde, und kann sie „durchstreifen“ und nach dem Rechten sehen (Hiob 1,7). Als „Fürst dieser Welt“ (Johannes 12,31; 16,11) erschien er vor der Ratsversammlung Gottes (Hiob 1,6). Gegen JaHuWaHs Plan der Erlösung legte er Widerspruch ein: Jeder Mensch sei nun sein rechtmäßiger Gefangener.
Satans große Lüge lautet: Sünder haben die Liebe Gottes nicht verdient. Den Schöpfer stellt er als einen zornigen, rachsüchtigen, unversöhnlichen, richtenden, gewalttätigen und gesetzlichen Gott dar. Eigenschaften, die Satan selbst kennzeichnen. Den Menschen erscheint er selbst als „Engel des Lichts“ (2. Korinther 11,14). Er schafft es, die Menschen glauben zu machen, dass Gott ein strafender Gott ist, der in „Seinem Zorn“ alle vernichtet, die nicht „folgsam“ sind.
Was war also der Plan JaHuWaHs? Er musste einen Weg finden, dass alle Seine Geschöpfe Seine Herrlichkeit sehen. Es muss demonstriert werden, dass die Anklage Satans und jeder seiner Vorwürfe falsch sind. Wir sind "ein Schauspiel geworden, sowohl Engel als auch Menschen" (1. Korinther 4,9). Das gesamte Universum muss sehen, was Satan dieser Welt angetan hat, und das es sich niemals lohnt, vom Lebenspfad JaHuWaHs abzuweichen. Er ist der Lebensspender, der für Seine Geschöpfe liebevoll sorgen möchte. Niemand soll verloren gehen (2. Petrus 3,9).
JaHuWaHs Antwort auf des Teufels Anklagen ist das Evangelium. Die gute Botschaft der Errettung. Ein freier Blick auf das Buch Hiob, dessen Sicht nicht durch Tradition und Voreingenommenheit getrübt ist, zeigt das Evangelium der Erlösung durch JaHuWaHs Sohn. Es zeigt einen Gott der Liebe. Dabei fällt ein Gottesname im Buch Hiob besonders auf: „El-Schaddai“. 31 Mal wird der Name hier genannt (insgesamt kommt er 48 Mal in der Bibel vor).
Der Ausdruck wird fast immer mit „der Allmächtige“ übersetzt. Das greift etwas kurz. Man kann El-Schaddai auch wiedergeben mit: „Gott, unsere mächtige Zuflucht“. Oder: „Gott, unser Trost“. Das Wort ist aber noch tiefsinniger. Schaddai leitet sich von einem Wort ab, dass an anderen Stellen in der Bibel für „Mutterbrust“ (schad) verwendet wird. Hier kommt Gottes Mutterliebe zum Tragen. Er ist „der Eine, der herzt“. Der Säugling schmiegt sich an die Mutterbrust und weiß sich völlig sicher versorgt und geborgen. El-Schaddai drückt Seine schützende Liebe und die Nähe JaHuWaHs zu Seinen Kindern aus.
Hiob vertraute El-Schaddai trotz seiner großen Qual. Dennoch ist Hiob verzweifelt, er sieht keine Möglichkeit, an den allmächtigen Schöpfergott ranzukommen. Er fühlt sich verloren, ohne Aussicht auf Rettung. Er erkennt, dass die Erde „in die Gewalt des Frevlers gegeben“ ist (Hiob 9,24). Selbst wenn er im Recht wäre, könnte er nichts erwidern, „sondern müsste meinen Richter um Gnade anflehen“ (9,15). Wie soll Hiob sich verteidigen? Er hat keine Hoffnung, dass JaHuWaH ihn überhaupt anhört (Hiob 9,16). „Im Sturm zermalmt Er mich und fügt mir ohne Ursache viele Wunden zu.“ (Hiob 9,17). Wenn ich mich auch rechtfertige, so wird mich doch mein Mund verurteilen, und bin ich auch untadelig, so wird Er mich doch für verkehrt erklären.“ (Hiob 9,20).
Und wenn Hiob nicht klagt, und versucht „heiter dreinzuschauen“ (Hiob 9,27), so würde Er ihn doch nicht freisprechen. Und sollte er schuldig sein, was muss er sich dann noch „vergeblich“ abmühen? (Hiob 9,27-28) Hiob hat die Befürchtung, dass er JaHuwaH nichts entgegensetzen kann, „denn Er ist nicht ein Mann wie ich, dass ich Ihm antworten dürfte, dass wir miteinander vor Gericht gehen könnten“ (Hiob 9,23). Hiob sehnt sich insgeheim nach einem „Mittler zwischen uns, der seine Hand auf uns beide legen könnte.“ (Hiob 9,33)
Hiob gibt nicht auf. Er will mit seinem Schöpfer reden. Nicht einfach zu Ihm beten, sondern mit Ihm von Angesicht zu Angesicht sprechen. Wie Mose, der JAHuWaH bat: „Lass mich doch Deine Herrlichkeit sehen“, so möchte Hiob erfahren und verstehen, warum er so leiden muss, und will deshalb mit JaHuWaH ein Zwiegespräch führen:
„Dann rufe Du, und ich will antworten, oder ich will reden, und Du erwidere mir! Wie viele Sünden und Vergehen habe ich? Lass mich meine Übertretungen und Missetaten wissen! Warum verbirgst du Dein Angesicht und hältst mich für Deinen Feind? (Hiob 13,22-24)
Hiob will „mit Gott rechten“ (Hiob 13,3). Eine andere Übersetzung gibt „rechten“ mit „mich vor Gott rechtfertigen“. Er möchte seine „Wege Ihm ins Angesicht verteidigen!“ (Hiob 13,16)
„O dass ich wüsste, wo ich Ihn fände, dass ich bis zu Seinem Thron [andere Übersetzung: Richterstuhl] gelangen könnte! Ich würde Ihm meine Rechtssache vorlegen und meinen Mund mit Beweisen füllen. Ich möchte wissen, was Er mir antworten, und erfahren, was Er zu mir sagen würde. Würde Er in Seiner Machtfülle mit mir streiten? Nein, Er würde mich gewiss anhören.“ (Hiob 23,33-6)
Zunehmend wird Hiob bewusst: „Mein Erlöser lebt“. Sein Herz „sehnte sich nach Ihm“, und er war sicher: „Ich selbst werde Ihn schauen, und meine Augen werden Ihn sehen, ohne Ihm fremd zu sein.“ (Hiob 19,25-27) „Da würde ein Redlicher bei Ihm vorsprechen, und ich würde auf ewig frei ausgehen [oder: gerettet werden] von meinem Richter.“ (Hiob 23,7)
Hiob hat einen tiefes Verständnis darüber, wie schwer die Abkehr vom Schöpfer wiegt, wie sehr die Sünde eine Trennung zwischen Mensch und Schöpfer geschlagen hat. Er ahnt, dass etwas Tiefgreifendes notwendig ist, um diese schreckliche Trennung aufzuheben. Er sehnt sich nach der Rettung durch einen Erlöser.
JaHuWaH, der allmächtige Schöpfer zeigt sich nun Hiob. Jetzt redet Er mit ihm. Er hält Hiob die Welt und das Weltall vor Augen. Wer hat es gemacht und wer hält es am Leben? Kann es Hiob begreifen?
„Wer hat ihre Maße bestimmt? Weißt du das? Oder wer hat die Messschnur über sie ausgespannt? Worin wurden ihre Grundpfeiler eingesenkt, oder wer hat ihren Eckstein gelegt, als die Morgensterne miteinander jauchzten und alle Söhne Gottes jubelten? Wer hat das Meer mit Schleusen verschlossen, als es hervorbrach, heraustrat wie aus dem Mutterschoß, als ich es in Wolken kleidete und Wolkendunkel zu seinen Windeln machte; als Ich ihm seine Grenze zog und Riegel und Tore einsetzte und sprach: »Bis hierher sollst du kommen und nicht weiter; hier soll sich der Stolz deiner Wellen legen«? (Hiob 38,5-11)
Diese Schöpfungsfragen erinnern an die Kapitel 30 und 8 in Sprüche:
„Wer stieg zum Himmel empor und fuhr herab? Wer fasste den Wind in Seine Fäuste? Wer band die Wasser in ein Kleid? Wer richtete alle Enden der Erde auf? Was ist Sein Name und was ist der Name Seines Sohnes? Weißt du das? [...] Der HERR [JaHuWaH] besaß Mich zu Anfang Seines Weges, vor Seinen Werken von jeher, von Ewigkeit her war Ich eingesetzt, von Anfang her, vor den Anfängen der Erde“ (Sprüche 30,4 und 8,22.23)
Hier steht die „Weisheit“ (Sprüche 8,1) als Person vor uns. Der weise Hiob ahnt etwas von der Erlösung und fragt: „Aber die Weisheit, wo wird sie gefunden, und wo ist der Fundort der Einsicht?“ (Hiob 28,12) Die Weisheit war bei der Schöpfung des Universums die mitwirkende Kraft, der „Werkmeister bei Ihm“ (Sprüche 8,30). Einige Kapitel später wird Er als „Sohn“ bezeichnet (Sprüche 30,4). Der Sohn JaHuWaHs, die ewige „Weisheit“, das „Wort“, das bei Ihm war, „vor Grundlegung der Welt“ (Johannes 17,24). Das „Wort“, durch das JaHuWaH zu den Menschen zu allen Zeiten sprach, und das später auf die Erde kam (Johannes 1,14). Auch als JaHuWaHs „Herrlichkeit“, die beim Vater war, „ehe die Welt war“, wird Sein Sohn bezeichnet (Johannes 17,5).
JaHuWaH unterrichtet Hiob über das Elend in der Welt. Warum ist das Leid in der Welt? Wer ist dafür verantwortlich? Das gesamte 41. Kapitel Hiobs zeugt von einem geheimnisvollen Wesen: den „Leviathan“. Wer ist er? JaHuWaH beschreibt ihn als äußerst hinterhältig, mächtig, mit dem sich kein Mensch anlegen sollte, denn wer sich mit ihm anlegt, wird den Kürzeren ziehen.
„Wird er dich lange anflehen oder dir freundliche Worte sagen? Wird er einen Bund mit dir schließen, dass du ihn zum ewigen Knecht machst? Kannst du mit ihm spielen wie mit einem Vögelchen oder ihn anbinden für deine Mädchen? Feilschen etwa die Fischersleute um ihn, oder teilen ihn die Händler unter sich? Kannst du seine Haut mit Spießen spicken und mit Fischharpunen seinen Kopf? Lege doch deine Hand einmal an ihn — du wirst den Kampf nicht vergessen, wirst es nicht noch einmal tun! Siehe, die Hoffnung auf ihn wird getäuscht; wird man nicht schon bei seinem Anblick hingestreckt? Niemand ist so tollkühn, dass er ihn reizen möchte. [...] Aus seinem Rachen schießen Fackeln; Feuerfunken sprühen aus ihm heraus. Aus seinen Nüstern kommt Rauch hervor wie aus einem siedenden Topf und einem Kessel. [...] Sein Herz ist hart Wie Stein und so fest wie der untere Mühlstein. [...] Kein Pfeil kann ihn in die Flucht schlagen, und Schleudersteine verwandeln sich ihm zu Spreu. [...] Er schaut alle Hohen [furchtlos] an; er ist ein König über alle Stolzen.“ (Hiob 40,25–41,26 gekürzt)
Wer ist der „König über alle Stolzen?“ JaHuWaH spricht in symbolischer Sprache von dem „Zerstörer“. Er kann so mächtig und zerstörerisch auf uns Menschen wirken, dass wir ihm völlig ausgeliefert und machtlos sind. Es ist der ehemalige Glanzstern Luzifer, der zum Satan wurde. Es ist der „große Drache“, die „alte Schlange, genannt der Teufel und der Satan“ (Offenbarung 12,9). Unser Schöpfer möchte den Kampf für uns führen, ohne selbst gewalttätig zu werden. Er greift ein, wenn der Widersacher seine Grenzen überschreitet. Wenn das Böse ausgereift ist, so dass alle Welt sehen kann, dass Gott vollkommen gerecht ist, wird dieses Ungeheuer sein Ende finden.
„An jenem Tag wird der HERR [JaHuWaH] mit Seinem harten, großen und starken Schwert den Leviathan heimsuchen, die flüchtige Schlange, ja, den Leviathan, die gewundene Schlange, und Er wird das Ungeheuer töten, das im Meer ist.“ (Jesaja 27,1)
JaHuWschuaH, der verheißene Messias und Sohn des allmächtigen Schöpfergottes hat das Leiden der gesamten Sündenschuld übernommen. Er verließ die Herrlichkeit, die Er in den himmlischen Regionen beim Vater hatte und wurde Mensch wie wir, doch ohne Sünde (Hebräer 4,15; 1. Petrus 2,22). Er starb einen schmachvollen Tod. Für uns. Er selbst hat den Pfad Seines himmlischen Vaters nie verlassen (das heißt. Er hat nicht gesündigt, 2. Korinther 5,21). Er war nicht schuldig und verdiente den Tod nicht. Er tat es für uns. Satan war besiegt. Er konnte keinen Menschen mehr für sich fordern, der diese Erlösung annimmt und JaHuWschuaH die Herzenstür öffnet.
Im Neuen Testament heißt es: „Von Hiobs standhaftem Ausharren habt ihr gehört, und ihr habt das Ende gesehen, das der Herr bereitet hat; denn der Herr ist voll Mitleid und Erbarmen.“ (Jakobus 5,11) häufig wird angenommen, dass sich „das Ende“ auf den Ausgang Hiobs bezieht. Aber das griechische Wort „telos“ weist eher auf die Vollendung in dem Messias hin. Jakobus scheint hier beide „Leidenden“ zu verknüpfen.
Das ist die, für uns Menschen kaum begreifbare Liebe Gottes. Aus freiem Willen ging der Sohn ans Kreuz aus Liebe zu uns Menschen. Er tat es nicht, weil wir so gut sind und sündenlos leben. Er tat es auch nicht damit wir beständig versuchen, bessere Menschen zu werden. Er tat es aus Liebe. Er hat sich „dem Tod preisgegeben“ und sich „unter die Übeltäter zählen“ lassen“ (Jesaja 53,12) Er „beweist Seine Liebe zu uns dadurch, dass der Messias für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren“ (Römer 5,8)
Gott möchte, dass keiner verloren geht. Jeden will Er an die Hand nehmen und aufwärts führen. Damit das geschehen kann, ist nur ein einziges Erfordernis notwendig: Wir müssen Ihm auch unsere Hand und unser Herz geben. Das ist alles. Denn durch Seinen Tod und Seine Auferstehung kann der „Beistand“ kommen: Sein Geist in uns (Johannes 14,16-18).
„Fürchte dich nicht, denn Ich bin mit dir; sei nicht ängstlich, denn Ich bin dein Gott; Ich stärke dich, Ich helfe Dir auch, ja, Ich erhalte dich durch die rechte Hand Meiner Gerechtigkeit!“ (Jesaja 41,10)
Und so erkennt Hiob letztendlich, dass JaHuWaH in Wahrheit nur gut und gerecht ist. Er ist der Allmächtige Schöpfer, in dessen Liebe der Schwache Zuflucht findet. „Vom Hörensagen hatte ich von Dir gehört, aber nun hat mein Auge Dich gesehen.“ (Hiob 42,5)
Das Buch Hiob ist so vielschichtig und tiefsinnig. Es könnte das älteste Buch der Bibel (zumindest der Großteil) sein, dessen Autor vor Mose lebte. Einige Experten nehmen an, das es zeitlich etwa in der Zeit der Patriarchen Abraham Isaak und Jakob einzuordnen ist. Meist aber wird es auf die frühe Zeit nach dem babylonischen Exil (586–539 v.u.Z.) datiert.
Es könnte sein, dass Hiob eine göttliche Antwort auf eine heidnische Erzählung ist, in der das Leiden in der Sündhaftigkeit des Leidenden gesehen wird (‚Sumerischer Hiob‘, ca. 2000 v.u.Z.). Oder eine Entgegnung auf den ‚Babylonischen Hiob‘ (ca. 1200 v.u.Z.), wo der Gott Marduk gelobt wird, obwohl dieser den gottesfürchtigen Mann grundlos leiden lässt, bevor er ihn rettet. Der Sumerische und der Babylonische Hiob könnten aber auch Verfälschungen des biblischen Hiobs sein, so wie er zu jener Zeit (mündlich) herüberliefert war.
Bis heute wird das biblische Hiobbuch von Christen meist sumerisch-babylonisch ausgelegt. Der Teufel versucht alles, um von der Erlösung durch den Sohn JaHuWaHs abzulenken. Er möchte die Menschen in Knechtschaft der eigenen Werke halten. Geschickt verdreht er die frohmachende Botschaft, damit der Mensch nicht erkennt, dass der Sohn unsere Sünden auf sich nahm, und an unserer Stelle durch den Tod ging und auferstand. Satan will nicht, dass der Mensch dieses Geschenk annimmt, frei wird und ewiges Leben erhält.
Man verlässt sich auf die eigenen Werke, versucht Körper und Geist zu „verbessern“. Gott will tüchtige Gläubige. Das Königreich des Messias sucht man auf dieser sündigen Erde. Man schaut auf Israel, erwartet wieder einen Tempel, indem man anbetet. Man hängt sich an menschliche Vorbilder, läuft Gurus, Propheten und Christusse hinterher. Sekten und Sektenführer haben Hochkonjunktur. Die einen schnüren sich in ein gesetzliches Korsett, das kaum Geistesführung zulässt. Andere können gar nicht genug „Geist“ bekommen, den sie sich gerne von charismatischen Leitern auflegen lassen.
Diese Theorien und falsche Propheten verschleiern nicht nur das wahre Gottesbild, sondern auch den Erlösungsplan. Im Buch Hiob werden all die Menschenwerke als das Ziel nicht erreichend erklärt. Oder wie es ein anderer biblische Schreiber ausdrückt: Es ist alles „ein Haschen nach Wind“ (Prediger 1,14.17; 2,11.17.26; 4,4.6.16; 6,9).
Es gibt mehr oder minder gute Auslegungen des Buches Hiob. Viele verfehlen den Kern der Hiobsbotschaft, wie ich meine. Ich möchte dem Leser deshalb noch eine Deutung nahelegen, welche die „Hauptsache“ (Hebräer 8,1) erkennt. Bevor ich zu der sechsteiligen Videoserie über das Hiobbuch von Wincenty Sieja komme, greife ich daraus einen aufschlussreichen Vergleich zwischen dem römischen und dem hebräischen Rechtssystem auf.
Im Erlösungsweg durch den Sohn JaHuWaHs erkennen wir die unendlich große Liebe unseres Schöpfergottes, das sich menschlich kaum in Worte fassen lässt. Das Gericht Gottes legen wir hingegen so aus, wie wir es vom modernen Justizwesen her kennen. Der Staatsanwalt oder ein Kläger verklagt einen Mitmenschen, weil er von dessen Schuld überzeugt ist. Ein Anwalt vertritt das Anliegen des Angeklagten, um den Richter, der unparteiisch urteilen soll, von der Unschuld seines Mandanten zu überzeugen.
Das ist das römische Recht. Im althebräischen Recht war es nicht so. In der Videoserie zeigt der Sprecher eindrucksvoll auf, wie der Richter gleichzeitig der Verteidiger des Angeklagten war. Auch unser Schöpfer ist „ein Vater der Waisen, ein Anwalt der Witwen" (Psalm 68,6), und gleichzeitig ist Er der Richter. Das Gericht Gottes, bzw. der göttliche Richter ist nicht unparteiisch wie im römischen Justizwesen. Er ist parteiisch. Er steht auf der Seite des Angeklagten. Das Rechtsprechen beruht auf Beziehung. Hat jemand eine Beziehung zum Richter, so wird dieser ihm Recht sprechen. Unser Richter ist JaHuWschuaH. Ihm hat JaHuWaH das Gericht übergeben. Haben wir eine Beziehung zu Ihm, spricht Er uns frei von Sünde.
Ganz anders ist es im heidnischen Justizwesen, und ganz anders urteilen die paganen Götter. Fast jeder hat schon einmal den Spruch gehört: „Auf der Waage gewogen und zu leicht befunden“ (Daniel 5,27). Es die „Schrift an der Wand“, die dem heidnischen König Belzazar bei einer ausschweifenden Feier erschien, kurz bevor er tot umfiel. Woher kommt dieser Spruch? Es spiegelt das Gericht der Götter wieder, an die die Sumerer, Babylonier und Ägypter glaubten.
Berühmt ist das ägyptische Totengericht. Auf einem Bild ist Osiris hinter einer Waage zu sehen, der Gott der Unterwelt. 42 Totenrichter entscheiden über das Schicksal des Toten. Das Ziel war, aus dem Toten einen gerechtfertigten Ahnengeist zu machen. Dabei musste die körperliche Reinheit des Toten festgestellt werden. Entschieden die Richter positiv, erfolgte die Loslösung der Sünden vom Körper. Er konnte dann mit den Göttern weiter existieren.
Leider hat dieses Gottesbild auch die Kirche im Laufe der Jahrhunderte übernommen - und noch schlimmer. Das zeigt eindrucksvoll ein Werk des Künstlers Hans Memling „Das Jüngste Gericht“ von 1473. In einem der Videos erklärt Wincenty Sieja dieses Bild. Selbst Protestanten haben teilweise ein solches Gottesbild im Kopf.
Wie bei Gott Osiris werden die guten und schlechten Taten der Menschen gewogen. In den Himmel kommt der, dessen gute Werke schwerer wiegen als die bösen. Wiegen die schlechten Werke schwerer, geht es ab in die Hölle. Dort sieht man Emotionen, wie Schreck und Schmerz. Aber wie sieht es im Himmel aus?
Was für eine traurige Darstellung der „Erlösten“ im linken Teil des Bildes. Sie zeigen keine Emotionen. Und wie Sieja erkennt, tragen die dort angekommenen die Kleidung, die sie schon zu Lebzeiten getragen haben. Sie wurden nicht gegen das weiße Kleid der Gerechtigkeit des Messias ausgetauscht. Es herrscht keine Freude im Himmel. Satan versucht alles, Gottes Reich als nicht erstrebenswert aussehen zu lassen.
Aber schaut Euch die Videoserie zum Buch Hiob von Wincenty Sieja selbst an:
Teil 1: Sei so gut und habe Zweifel
Teil 2: Jesus ist nicht Zeus
Teil 3: Jesus ist nicht Osiris
Teil 4: Gericht
Teil 5: Wenn Jesus verliert
Teil 6: PS
1 Eliphas ist der Älteste der drei Freunde Hiobs. Er kommt aus Theman. Theman hieß der älteste Sohn Esaus (1. Mose 36,11). Viele der Namen der alten Stammesführer werden später zu Ortsnamen. Gemäß Jeremia 49,7 sind die Leute von Theman auf Grund ihrer Weisheit bekannt
2 Die drei Freunde kamen von weit her und aus verschiedenen Orten. Sie haben sich zu diesem Besuch verabretet, um Hiob zu trösten.
3 Jay A. Schulberg: Das Handeln unseres sanftmütigen Gottes – Das glorreiche Dämmern eines neuen Tages über dem Charakter Gottes, 2017. Das Buch kann als PDF kostenlos von folgender Webseite heruntergeladen werden: https://maranathamedia.de/book/view/das-handeln-unseres-sanftmuetigen-gottes.