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Da antworteten sie zum zweiten Mal und sprachen: Der König [Nebukadnezar] möge seinen Knechten den Traum erzählen, so wollen wir die Deutung verkünden! 8 Der König antwortete und sprach: Ich weiß nun sicher, dass ihr Zeit gewinnen wollt, weil ihr seht, dass mein Entschluss unwiderruflich feststeht. 9 Wenn ihr mir den Traum nicht mitteilt, so bleibt für euch nur ein Urteil; denn ihr habt euch vorgenommen, lügenhafte und trügerische Worte vor mir zu reden, bis sich die Zeiten ändern. Darum sagt mir den Traum, damit ich weiß, dass ihr mir auch die Deutung verkünden könnt! 10 Die Chaldäer antworteten vor dem König und sprachen: Es gibt keinen Menschen auf Erden, der verkünden könnte, was der König befiehlt; deshalb hat auch nie irgendein großer und mächtiger König so etwas von irgendeinem Traumdeuter, Wahrsager oder Chaldäer verlangt! 11 Denn die Sache, die der König verlangt, ist schwer. Es gibt auch niemand, der es dem König mitteilen könnte, ausgenommen die Götter, deren Wohnung nicht bei den Menschen ist! 12 Hierüber wurde der König aufgebracht und sehr zornig, und er befahl, alle Weisen von Babel umzubringen. 13 Und der Befehl ging aus, und die Weisen von Babel sollten getötet werden; und man suchte auch Daniel samt seinen Gefährten, um sie zu töten.

 

Diese Verse zeigen die verzweifelten Bemühungen und das Unvermögen der sogenannten „Weisen von Babylon“ (Vers 12). Das Gespräch zwischen dem König und den Chaldäern ging über drei Runden. Drei Mal musste Nebukadnezar die Wahrsager und Traumdeuter auffordern, ihm den Traum und dessen Bedeutung zu offenbaren. Und drei Mal baten die Wahrsager und Traumdeuter um die Mitteilung des Traumes. Großspurig wiederholten sie immer wieder, dass sie den Traum nur deuten könnten, wenn sie ihn auch wissen.

Für diese Männer erschien es vernünftig, was sie forderten. So hatten sie es gelernt. Sie konnten schlichtweg den Traum nicht wissen. Ihre Götter waren  dazu nicht imstande oder, von ihrer Sichtweise aus, nicht gnädig genug, ihnen den Traum mitzuteilen. Der König wurde deshalb immer wütender, weil er ihnen zunehmend misstraute. Er bezichtigte sie schließlich der Lüge und des Betrugs. Für den König schien es unglaubwürdig, dass die Traumdeuter keine Schwierigkeiten haben würden, den Traum mit Hilfe der Götter zu interpretieren, aber den Traum selbst nicht wissen konnten. Er mochte sich gefragt haben: „Wie konnten sie sich dann über die Auslegung so selbstsicher sein? Beruhte ihre angebliche Verbindung mit der anderen Welt auf Wahrheit?“

 

 

Lügenhafte und trügerische Worte, um Zeit zu gewinnen

Zeit gewähren©geralt/pixabay.comDie Chaldäer konnten der Forderung des Königs nicht nachkommen. Sie wollten mit ihrer mehrmaligen Bitte, der König möge ihnen den Traum erzählen, Zeit gewinnen – ein  Vorwand um die Antwort hinauszuzögern. Die Hoffnung bestand, dass sich der König in der Zwischenzeit beruhigt haben könnte oder dass seine schreckliche Androhung anderweitig abgewendet werden würde.

Der König scheint genau diese Gedanken der Wahrsager geahnt zu haben. Sicher dachte er in etwa: „Von denen, die einen Traum korrekt wiedergeben können, kann man erwarten, dass sie auch den Traum korrekt deuten. Denn sowohl der Traum als auch dessen Deutung kämen so von derselben göttlichen Quelle. Wenn sie also den Traum nicht wissen, wird klar, dass sie ihn auch nicht korrekt auslegen.“  

Die wiederholte Forderung der weisen Männer, der König möge ihnen den Traum mitteilen, entfachte den Zorn und den Verdacht des Königs, dass sie einen Vorteil durch das Hinauszögern schlagen wollten. Der König verlieh sein Misstrauen den Chaldäern gegenüber lautstark Ausdruck: „Ihr habt euch vorgenommen, lügenhafte und trügerische Worte vor mir zu reden!“

Diese negativen Worte können sich auf eine mögliche falsche Auslegung des Traumes beziehen. Der König mag den Traumdeutern weiter den Vorwurf gemacht haben:  “Aufgrund eurer Unfähigkeit den Traum selbst zu wissen, sehe ich, dass ihr ein falsches Spiel mit mir spielt. Eure Bitte, euch den Traum zu sagen, zeigt mir, dass ihr nur Zeit gewinnen wollt, um dem Todesurteil zu entgehen.“

Der König schien bereits zu diesem Zeitpunkt deren Fähigkeit ernsthaft in Frage gestellt zu haben. Sein gesamtes Glaubensgebäude fußte auf der Annahme, dass die Götter mit den Menschen durch diese weisen Männer sprach. Ihr Zögern, seiner Aufforderung nachzukommen, könnte in ihm auch den Verdacht aufkommen haben lassen, dass sie allesamt in ein Komplott gegen seine Regierung verwickelt sein könnten. In diesem Fall würden sie eine Auslegung des Traumes erfinden, um seiner Strafe zu entgehen.

Wenn der Traum eine bestimmte Mitteilung der Götter durch die Wahrsager enthielt, der eine Handlung zu einem aussichtsreichen Zeitpunkt betraf, könnte ein Aufschieben einen schlimmen Verlust zur Folge haben. Bestimmte Mitteilungen durch die Wahrsager machte eine Handlung zu einem exakten Zeitpunkt erforderlich, wie das Handeln zu einer bestimmten Planetenkonjunktion (siehe Kommentar zu Daniel 2,4).

Jeder von uns kennt das sicher auch, wie wertvoll Zeit sein kann, wenn man einen Aufschub bekommt. Vieles kann eine Frage der Zeit sein. Auf einer höheren Ebene ist das besonders wahr. Zeit kann gleichbedeutend mit Gnade und Barmherzigkeit sein, aber auch für Gelegenheiten, die genutzt werden können. Zeit ist damit auch ein Wort für Hoffnung und Umkehr vom bisherigen falschen Weg.

Die Wahrsager und Traumdeuter hingegen haben die Geduld des Königs überstrapaziert, ihre Bedenkzeit war abgelaufen. Sie sollten in "Stücke gehauen und zu Misthaufen gemacht" werden (Daniel 2,5).

 

 

Bis sich die Zeiten ändern


Die Wahrsager und Traumdeuter haben geschickt argumentiert, um einer Antwort zu entgehen. Die Zeit würde die Lösung bringen. Der Ausdruck „bis sich die Zeiten ändern“ bedeutet: Bis eine neue Sachlage eintritt. Der Zorn des Königs könnte abnehmen und er würde ihnen den Traum erzählen, worauf hin sie ihm die Auslegung gemäß ihrer Traumbücher liefern würden.

Es könnten zwischenzeitlich auch gewisse Ereignisse eintreffen, die die Zwangslage der Chaldäer abwendet. Die Wahrscheinlichkeit besteht, dass der König in andere wichtige Regierungsgeschäfte verwickelt werden würde, sich auf Kriegszug begeben oder sterben könnte. Da sich ihre Lage nicht „verschlimmern“ kann, ist ihr Verhalten nachvollziehbar. Mit einer Zeitverzögerung bestand die Chance zu überleben.

 

Es gibt keinen Menschen, der dem König den Traum mitteilen könnte


Die Chaldäer wussten, dass ihre okkulten Praktiken ihre Grenzen hatten. Das war auch zur Zeit Mose offensichtlich: Die pharaonischen Zauberer waren zwar fähig, bis zu einem bestimmten Stadium die Wunder JaHuWaHs nachzuahmen, die Er durch Mose vollbrachte. Auch diese Magier mussten schließlich feststellen: „Das ist der Finger Gottes!“ (2. Mose 8,15).

Die Wahrsager und Traumdeuter versuchten deshalb an die Vernunft des Königs zu appellieren, dass noch niemand in der Vergangenheit eine ähnliche Forderung gestellt habe. Es sei eine Aufgabe, die für Menschen nicht erfüllbar ist.

Für die Weisen von Babylon war klar, dass es keinen einzigen Menschen auf der gesamten Erde gibt, der so weise und ausgebildet war, dass er dem König das mitteilen könnte, was dieser von ihnen forderte. Und doch wird Daniel mit der Hilfe seines Schöpfers JaHuWaH genau das später vollbringen.

 

Götter, deren Wohnung nicht bei den Menschen ist

 

Die Erklärung der Chaldäer, dass niemand den Traum des Königs wissen könne, „ausgenommen die Götter, die bei den Menschen nicht wohnen“, war ein Geständnis, dass sie keine Verbindung mit diesen Göttern hatten. Sie mussten sich eingestehen, dass  sie die Dinge außerhalb ihres menschlichen Wissensbereichs nicht offenbaren konnten.

info
Das hebräische Wort für „bei den Menschen“ bedeutet eigentlich „bei dem Fleisch“ (siehe Elberfelderübersetzung). In 4. Mose 27,16 wird das korrespondierende hebräische Wort mit „Menschheit“ übersetzt. Dieses Wort wird in der Bibel als ein Symbol für die menschliche Schwäche und Hinfälligkeit benutzt (z.B. Psalm 56,4; Jesaja 31,3).


Unwissende Berater, Daniel Kapitel 2Unwissende Berater
@Bibel-Offenbarung, CC0
Einige Ausleger sehen hier einen Hinweis auf zwei Klassen von Göttern. Es könnte sein, dass die weisen Männer behaupteten, nur mit untergeordneten Göttern in Kontakt treten zu können, die dafür bestimmt sind, mit den Menschen zu kommunizieren. Diese niederrangigen Götter waren jedoch nicht zu allem fähig und konnten nicht alles wissen; ähnlich den griechischen Halbgöttern.  Höherrangige Götter oder der über allem stehende souveräne Gott haben größere Fähigkeiten und Macht, sind jedoch nicht erreichbar für die Menschen.

Die Chaldäer sprachen hier von den Göttern, die den Traum zwar offenbaren könnten, aber nicht mit ihnen kommunizierten. Es war hoffnungslos, dass der übergeordnete Gott sich mit den menschlichen Angelegenheiten beschäftigte und sich herabließ, sich ihnen zu offenbaren.

In jedem Fall zeigten die Chaldäer wie begrenzt ihre Kunst der Traumdeutung und Wahrsagerei war. Sie bekannten freimütig, dass es eine höhere Intelligenz bzw. einen höheren Gott gab, der solches Wissen den Menschen vermitteln konnte. Dieses Eingeständnis ihres Versagens bot Daniel später eine wunderbare Gelegenheit, etwas von der Macht des Gottes, dem er diente, zu offenbaren.

Der Gott Daniels und Schöpfer aller Menschen besteht nicht aus mehreren Göttern wie im Heidentum. Der Schöpfergott ist nicht distanziert und sorglos mit den Menschen, wie diese Heidengötter. Immanuel – Gott mit uns – ist ein Name Seines Sohnes (Jesaja 7,14; 8,8.10; Matthäus 1,23), weil JaHuWaH durch Jahuschuah mitten unter Seinem Volk wohnt.

Im Gegensatz zu den heidnischen Göttern wandelte JaHuWaH durch ihn im Garten Eden bei den Menschen (1. Mose 3,8). Selbst als die Menschheit in Sünde gefallen war, war Er mit Seinem Geist im Allerheiligsten der Stiftshütte präsent (2. Mose 25,22; 3. Mose 16,2; 4. Mose 7,89; Psalm 26,8). Durch die Sünde wurde der Mensch von Seinem Schöpfer getrennt und doch blieb JaHuWaH mit Seinem Volk in Verbindung. Und selbst als Israel sich in anhaltendem Abfall befand, was schließlich zur babylonischen Gefangenschaft führte, zog JaHuWaH Seine Gegenwart vom Tempel nur teilweise zurück (Hesekiel 8,6; 10,4). Durch Seinen Sohn offenbarte sich einige Jahrhunderte später der Allmächtige Schöpfergott in Seiner unbegreiflichen Liebe den Menschen erneut (1. Timotheus 3,16).

Jahuschuah kam als Mensch auf die Erde, um den Kindern JaHuWaHs zu helfen, „denn worin Er selbst gelitten hat, als Er versucht wurde, kann er denen helfen, die versucht werden“ (Hebräer 2,18). Durch die Sünde, die Er unschuldig auf sich nahm, starb Er und wurde von Seinem Himmlischen Vater wieder erweckt und kann so als unser Hohepriester dienen, „der kein Mitleid haben könnte mit unseren Schwachheiten, sondern einen, der in allem versucht worden ist in ähnlicher Weise wie wir, doch ohne Sünde“ (Hebräer 4,15). Im Gegensatz zu den heidnischen Göttern ist der Schöpfergott an jedes Seiner Geschöpfe interessiert und möchte jedem helfen und vom ewigen Tod erretten (Johannes 5,24; 8,51; 11,25-26). Durch Gnade werden wir errettet und nicht durch Opfer (Epheser 2,5; Matthäus 9,13; Hosea 6,6; Sprüche 21,3).

Solche wichtigen Angelegenheiten, die eine ganze Weltmacht betraf, konnten nur durch göttliche Hilfe gelöst werden. Dem König muss es gedämmert haben, dass diese weisen babylonischen Männer nicht von den Göttern inspiriert oder mit ihnen in Kontakt treten konnten. Sie schienen sich auf ihre eigen natürliche Klugheit und ihr langem Studium der Traumbücher zu verlassen.

Wie Salomo von demjenigen schreibt, der „lügenhafte Versprechungen macht“, so waren auch diese Männer wie „aufziehende Wolken und Wind ohne Regen“ (Sprüche 25,14). Interessant ist auch, dass die weisen Männer sich nicht durch Gebet oder Ritual an die Götter wendeten, um Antworten zu bekommen. Daniel hingegen legte sein Anliegen vor seinen Schöpfer JaHuWaH, bevor er dem König antwortete (Vers 18).

Die weisesten Männer Babylons wurden am königlichen Hof um Rat gefragt und versagten. Es waren diejenigen, auf die man in solchen Situationen zählte. Es waren diejenigen, die vorgaben die Zukunft deuten zu können. Diese weisen Männer Babylons versammelten sich im Zentrum der heidnischen Macht und mussten sich nun eingestehen, dass sie ihre Kunst im Stich lies. Welcher Unterschied zum Glauben Daniels, der wusste, dass sein Schöpfer die Antwort geben konnte, sollte das Sein Wille sein.

 

 

Der König befahl, alle Weisen von Babel umzubringen

Als die Weisen Babylons ein weiteres Mal mit Ausflüchten antworteten, spitzte sich die Auseinandersetzung zu. Wutentbrannt befahl König Nebukadnezar die Hinrichtung aller Weisen in Babylon. Wenn sie aus Unfähigkeit nicht leisten konnten, was er von ihnen verlangte und wozu sie eigentlich da waren, konnte er sie nicht mehr brauchen (Verse 12.13).

infoDas hebräische Wort für "zornig" ist ein Ausdruck, der sehr große Wut ausdrückt. „Wie das Brüllen des Löwen ist der Zorn des Königs“ (Sprüche 19,12).

 

Brüllender Löwe©Toni-Media/Pixabay.comNebukadnezar übte eine enorme Macht über die Menschen aus. Seine Gesetze waren Befehle, denen unbedingt Gehorsam geleistet werden musste. Wohl kaum ein König hatte soviel Macht. Das drückt sich auch in der Prophetie Daniels aus: „Nach dir aber wird ein anderes Reich aufkommen, geringer als du …“ (Daniel 2,39). Das babylonische Reich wurde von Medo-Persien abgelöst, welches nicht mehr diese enorme Macht und den Reichtum hatte wie Babylon.

Der Zorn des Königs war so heftig, dass er willig war, seinen gesamten Beraterstab zu zerstören. Dazu gehörten nicht nur die Wahrsager und Traumdeuter, sondern alle „Weisen Babylons“ und damit auch die Astronomen, die Mathematiker, usw. All diese weisen Männer konnten seine fundamentalen Fragen nicht beantworten. In seinem neurotischen Wahn nahm er in Kauf, dass sich das Auslöschen der gut ausgebildeten und kultivierten Klasse Babylons auf sein Reich zerstörerisch auswirken könnte.

“Wegen der Majestät, die Er ihm gab, zitterten und bebten vor ihm alle Völker, Stämme und Sprachen; denn er tötete, wen er wollte, und ließ leben, wen er wollte; er erhöhte, wen er wollte, und erniedrigte, wen er wollte.“ (Daniel 5,19)

Der König schien nicht so sehr an seiner falschen Religion gehangen zu haben, dass er die Chaldäer mit ihren Ausflüchten verschont hätte. Auf Betrug und Täuschung wollte er sein Reich nicht bauen. Die Situation wurde ernst und besorgniserregend für die gelehrten Babylonier. Keiner Klasse der Weisen Männer sollte irgendeine Gunst oder Vorteil erwiesen werden. Die Verantwortung schien sowohl auf jedem einzelnen der Chaldäer gelegen zu haben als auch auf die gesamte Gruppe der weisen Männer. Für alle galt ein einziges Schicksal: die Todesstrafe.

Es ist davon auszugehen, dass es sich mit dem Begriff „Babel“ nur um die Stadt Babylon handelte und nicht um das gesamte babylonische Reich. Eine ganze Menschen- oder Berufsgruppe umzubringen ging durchaus konform mit dem Brauch dieser Zeit (siehe hierzu Kommentar zu Daniel 2,5). Selbst wenn es nur die gebildete Klasse innerhalb der Stadt Babylon war, würde das trotzdem einen großen Verlust für das Reich bedeutet haben. Man kann davon ausgehen, dass unter den „Weisen Babylons“ die gebildetsten und erfahrensten Männer waren.

 

 

Auch Daniel samt seinen Gefährten

 

Auch Daniel und seine Kameraden waren vom Todesbefehl des Königs betroffen. Wo sich Daniel während der königlichen Befragung befand, ist nicht bekannt. Obwohl er besonders mit Weisheit vor dem König glänzen konnte (Daniel 1,20), wurde er nicht vor den königlichen Thron gerufen. Als jedoch der Erlass erging, dass „alle weisen Männer von Babylon“ umgebracht werden sollten, waren er und seine Kameraden eingeschlossen, obwohl sie mit der Angelegenheit nichts zu tun gehabt hatten und nicht befragt wurden. Sie gehörten aber zu der Gruppe von Regierungsbeamten, die unter das Urteil fiel. Sie gehörten somit bereits zu den „weisen Babyloniern“  und so wurden sie auch am babylonischen Hof gesehen (siehe Daniel 2,12-13).

Die Ansicht mancher Ausleger, dass Daniel und seine Gefährten zu diesem Zeitpunkt (Daniel Kapitel 2) noch in Ausbildung waren, scheint somit unhaltbar. Dass sie jedoch nicht zur Auslegung des Traumes gerufen wurden, zeigt, dass sie erst vor kurzem ihre Ausbildung abgeschlossen hatten (Daniel 1,18; 2,1). Der König scheint nur die höchstrangigen Weisen Babyloniens zusammengerufen zu haben, die repräsentativ  für die gesamte Berufsgruppe sprachen.

Wobei es keinesfalls notwendig sein muss, dass Daniel und seine Kameraden ebenfalls in der Kunst der Traumdeutung und Wahrsagerei gelehrt wurden. Sie wurden in aller „Weisheit und Einsicht“ (Daniel 1,20) unterrichtet und getestet. Wenn man den Gesamtzusammenhang der biblischen Aussagen über die Verwerflichkeit solcher magischen und wahrsagerischen Handlungen betrachtet und wie standhaft Daniel und Seine Freunde JaHuWaHs Gebote befolgten, kann es sich mit „Weisheit und Einsicht“ nur um das Verständnis der Naturwissenschaften, inklusive Mathematik und Astronomie, handeln.  Auch wenn sich das Todesurteil auf Daniel und seine Kameraden erstreckte, so ist doch klar, dass sie nicht zu den weisen Männern gehörten, die okkulte Praktiken ausübten (vgl. Daniel 1,8; 3,16-18; 6,10).

infoMan kann sich auch fragen, warum Daniel nicht gleich mit den Anderen um Rat gefragt wurde, da er sie kurze Zeit vorher noch „zehn mal klüger“ (Daniel 1,20) fand. Aber gerade das kann als ein Werk göttlicher Vorsehung gesehen werden. Hätte er Daniel zusammen mit den anderen weisen Babyloniern befragt, wäre das verlogene System der Traumdeuter und Magier nicht ans Tageslicht gekommen. JaHuWaH konnte so später als der allein allmächtige Schöpfergott des Himmels und der Erde erkannt werden.


Dieses babylonische System mit ihren okkulten Praktiken ist von Satan inspiriert. Der Teufel aber „ist ein Menschenmörder von Anfang an und steht nicht bestanden in der Wahrheit; denn die Wahrheit ist nicht ihn ihm. Wenn er die Lüge redet, so redet er aus seinem Eigenen; denn er ist ein Lügner und ein Vater derselben.“ (Johannes 8,44). Satan redet vom Leben, sein Ziel ist jedoch die Menschheit in Verzweiflung und Tod zu treiben.

„Denn die Götzen reden, was eitel ist; und die Wahrsager sehen Lüge und reden erlogene Träume, und spenden leeren Trost ....“ (Sacharja 10,2a)

Auch Kinder JaHuWaHs werden von Krankheit und Tod bedroht. Aber es gibt einen wesentlichen Unterschied: Die Gläubigen JaHuWaHs stehen über den Dingen, sie können ruhig und getrost in die Zukunft schauen, wohl wissend, dass der Zustand auf dieser Erde nur ein Vorübergehender ist.

Die Chaldäer mussten sich und König Nebukadnezar eingestehen, dass sie zu ihren „Göttern“ keinen Zutritt haben. Sie können ihnen nicht die Zukunft verraten. Sie sind abgeschnitten von der Quelle aller Weisheit. Von ihren Götzen und Göttern werden sie im Stich gelassen. Vom Schöpfergott JaHuWaH können sie keine Hilfe erwarten, da sie Ihn nicht als ihren Vater und Gott anerkennen.

 „Der Zorn des Königs ist Todesboten gleich, aber ein weiser Mann versöhnt ihn.“ (Sprüche 16,14)

In diesem Fall ist es der mit himmlischer Weisheit ausgestattete Daniel, der den Zorn Nebukadnezzars abwenden wird.