„Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott Seinen Sohn.“ (Galater 4,4) Wahrheit basiert auf Glaubhaftigkeit. In der Person des Messias wurde die Wahrheit offenbart und erfüllt. Sein Kommen auf diese irdische Welt, Seine Entäußerung der göttlichen Stellung beim Vater in den himmlischen Regionen, offenbart die Liebe, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Heiligkeit des Vaters und des Sohnes.
Diese Ausarbeitung ist Teil der Artikelserie „Der Weg der Erlösung zurück zur Sabbatruhe“.
Inhalt dieses Artikels (Auf dieser Seite 7. Kapitel)
- Was ist Wahrheit - Biblisch-hebräisches Denken
- Von der hebräischen zur griechischen Bibel
- Die Denkwelt der antiken Hebräer und Griechen
- Wahrheit tun, Wahrheit geschieht
- Treu, barmherzig, zuverlässig, beständig = Gerechtigkeit
- Herzenswahrheit – ein Beziehungsgeschehen
- Wahrheitserfüllung einer Verheißung
- Wahrheit als sich entfaltender Plan in der Zeitgeschichte
- Leben in der Wahrheit – Ein dringender Appell
„Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott Seinen Sohn.“ (Galater 4,4)
Der Weg
zurück zum Himmlischen Vater ist der Weg des Glaubens in Seinem Sohn. Wahrheit basiert auf Glaubhaftigkeit und auf das vertrauensvolle Opfer des einzigen Erlösers und Sohnes JaHuWaHs. Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben (Johannes 14,6). Niemand kommt zum Vater als nur durch Ihn. Die Wahrheit ist in der Person JaHuWschuaHs offengelegt und erfüllt. Sein Kommen auf diese irdische Welt, Seine Entäußerung der göttlichen Stellung beim Vater in den himmlischen Regionen, offenbart die Liebe, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Heiligkeit des Vaters und des Sohnes.Das hebräische Wort ämät (Wahrheit/Treue) besteht aus dem ersten, den mittleren und dem letzten Buchstaben des hebräischen Alphabets (אמת). Man kann darin die Wahrheit als etwas sehen, das alle Dinge umschließt und von Anfang (א = Alef) bis zum Ende (ת =Taw) währt. Die Wahrheit war von Anfang an und wird bis zum Ende fortdauern.
Der kommende Messias wird im Neuen Testament als Alfa und Omega bezeichnet im Hebräischen als Alef und Taw: „Der Erste und der Letzte“. Es ist ein Titel, den JaHuWschuaH trägt (Jesaja 41,4; 44,6; 48,12; Offenbarung 1,1.17-18; 22,13). Denn JaHuWschuaH erwirkt die Erlösung im Auftrag des Vaters - von der Schöpfung des Menschen, über die Erlösung bis zur Neuschöpfung. Er wirkt im Alten Bund im Namen und im Auftrag Seines Vaters gleichweise wie im Neuen Bund. Die Wahrheit des Erlösungsplanes JaHuWaHs wird sich fortschreitend und vollständig in JaHuWschuaH erfüllen.
Der Messias bat Seinen Vater: „Heilige sie in der Wahrheit, Dein Wort ist Wahrheit.“ Das heißt, dass das Wort JaHuWaHs in der Person Seines Sohnes auf Erden erfüllt wurde. Durch Ihn strömt der Geist JaHuWaHs zum Gläubigen. Der Vater heiligt sie durch den Sohn. Der Prophet Jeremia warnt:
„Wer Mein Wort hat, rede Mein Wort in Wahrheit!“ (Jeremia 23,28)
Diese Übersetzung verliert jedoch die tiefere Bedeutung des Satzes hinsichtlich des hebräischen Verständnisses von Wahrheit. Man könnte ämät (Wahrheit/Treue) auch wie folgt wiedergeben: „Wer Mein Wort hat, der soll Mein Wort als (sich erfüllende) Wahrheit reden.“ Oder: „Wer mein Wort hat, rede mein Wort zuverlässig.“ Der Textzusammenhang zeigt den Gegensatz zu den falschen Propheten, die in JaHuWaHs Namen Lügen weissagen (Verse 25-26). Ein wahrhaftiger Prophet redet das Wort JaHuWaHs als ämät; das heißt, als ein Wort, das zuverlässig ist und sich erfüllen wird.
Das „Wort“ JaHuWaHs wurde im Auftrag und im Namen Seines Sohnes im Alten Bund den Propheten übermittelt. Es wurde ihnen prophezeit, warum, wann und wie dieses „Wort“ zu den Menschen kommen wird und vor allem, was es bewirken wird: die Erlösung des Menschen. Als die Zeit erfüllt war, kam dieses „Wort“ persönlich im Auftrag des Vaters vom Himmel. Der Sohn „erniedrigte sich selbst“ von allen Vorrechten des vollkommenen Lebens beim Vater und „nahm Knechtsgestalt“ an, mit all den Gebrechen und Versuchungen, die der Mensch auf dieser Erde ausgesetzt ist. Dabei war Er treu bis in den Tod (Philipper 2,7-8) – für uns.
„... dann wird ein Thron in Gnade [häsäd] errichtet werden; und auf ihm wird sitzen in Wahrheit [oder: in erfüllender Treue], im Zelt Davids, ein Richter, der nach dem Recht trachtet und die Gerechtigkeit fördert.“ (Jesaja 16,5)
Wir sehen hier, dass das hebräische Wort häsäd für „Gnade“ dem Wort ämät (Wahrheit/Treue) ähnlich ist. Getreu erfüllt der Sohn JaHuWaHs die angekündigte und verheißene Erlösung durch den damals noch zukünftigen Messias, der die Schuld durch Gnade sühnt.
„Durch Gnade und Wahrheit [oder: in Treue] wird Schuld gesühnt, und durch die Furcht ... [JaHuWaHs] weicht man vom Bösen.“ (Sprüche 16,6)
„Denn deine Gnade ist mir vor Augen, und ich wandle in deiner Wahrheit.“ (Psalm 26,3)
Der Psalmist wandelt hier in der Verheißungserfüllung JaHuWaHs auf die Gewissheit der zukünftigen Erfüllung. Denn Gnade (häsäd) wird der Schöpfer allen erweisen, die Seinen Bund halten. Den jeweiligen Bund halten, heißt nicht, buchstäbliche Gesetze zu halten, die einem Volk in der Vergangenheit gegeben wurden! Im Gegenteil. Diese Gnade, die man als Befreiung aus dem Sündengefängnis samt der Folge des Todes umschreiben kann, fegt jegliches Gesetzeswerk hinweg, das der Mensch gar nicht halten kann. Sie wischt die eigenen Werke fort, die den Sünder keinen Schritt näher zum Allmächtigen Weltenherrscher JaHuWaH bringen.
„Gnade [häsäd] und Wahrheit [ämät] sind einander begegnet, Gerechtigkeit und Friede haben sich geküsst.“ (Psalm 85,11)
Dieser Vers ist ebenfalls in seiner Verheißungserfüllung in der Zukunft vom Zeitpunkt des Psalmisten aus betrachtet zu verstehen: Gnade und Wahrheit werden sich begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen.
„Siehe, ich will ihr einen Verband anlegen und Heilung bringen und sie heilen, und ich will ihnen eine Fülle von Frieden und Wahrheit [andere Übersetzung: Treue] offenbaren.“ (Jeremia 33,6)
Die Wahrheit (ämät) steht nicht als Seinszustand neben dem Frieden, sondern qualifiziert den Frieden als Erfüllung der Verheißung. In der Einleitung des Johannesevangeliums taucht diese Erfüllung der kurz nach dem Sündenfall ausgesprochenen Verheißung (1. Mose 3,15) wieder auf, nachdem sie Wirklichkeit wurde:
„Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns; und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. [...] Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben; die Gnade und die Wahrheit ist durch ... [JaHuWschuaH, dem Messias,] geworden.“ (Johannes 1,14)
Im Neuen Testament ist sowohl das hebräische Wort ämät (Wahrheit) als auch das hebräische dabar (Wort) durch die Übersetzung des griechischen Alten Testamentes (Septuaginta) geprägt. Da im griechischen Denken weder das „Wort“ noch die „Wahrheit“ denselben Sinngehalt wie im Hebräischen haben, wird dem Johannesevangelium mitunter ein platonisch geprägtes Verständnis angelastet. Genau das ist es nicht. Im Gegenteil: Der Schreiber und die damaligen Leser scheinen den Wortlaut des ersten Kapitels noch vor dem Hintergrund des hebräischen Verständnisses gekannt zu haben. Denn diese Aussage über das fleischgewordene Wort ist einzigartig und dem platonischen Verständnis zuwider.
„Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns“: Wenn das Johannesevangelium vom Wort (Logos) spricht, dann sicher nicht im Sinne der Bedeutung des platonischen Wahrheitsbegriffs. Bei Platon ist es umgekehrt: Der Mensch erhebt sich von der irdischen Wirklichkeit in eine überirdische, unsichtbare Welt durch Eigenleistung. Bei Johannes wird die Wahrheit Wirklichkeit, indem der Sohn JaHuWaHs von den himmlischen Regionen in das irdisch-reale Leben der Menschen kommt. Im Gegensatz zum Verständnis Platons ist die Wahrheit bzw. der Logos bei Johannes keine Idee, die ewig und zeitlos ist. Es ist die Offenbarung der einmaligen Geschichte JaHuWaHs und dem Menschen. Sie handelt von der Schöpfung, von den Patriarchen und Propheten, vom Volk Israel. Sie gipfelt in den Sohn JaHuWaHs, der sich den Menschen gleichmacht, um ihnen den Himmlischen Vater zu offenbaren und sie aus dieser von Leid beladenen Welt zu erretten.
Das im Alten Bund angekündigte Wort wurde Fleisch „voller Gnade und Wahrheit“ (Johannes 1,14). JaHuWaHs Zuverlässigkeit und Treue wird in Seinem Sohn enthüllt. Die beeindruckende herrliche Bekundung am Sinai im Alten Bund wird in der Person JaHuWschuaHs auf Golgatha erfüllt.
„Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben; die Gnade und die Wahrheit ist durch ...[den Messias JaHuWschuaH] geworden.“ (Johannes 1,17)
Pilatus Antwort „Was ist Wahrheit?“ (Johannes 18,38) zeigt, „dass er nicht aus der Wahrheit“ war. Es war ihm nicht möglich, die Aussage des Messias zu begreifen, weil er nicht verstehen konnte, dass die Wahrheit in Ihm Realität geworden war. Er hatte JaHuWschuaH nicht erkannt. Pilatus kannte nur den griechisch-platonischen Wahrheitsbegriff. Er hatte den Geist der Wahrheit nicht, den Seine wahrhaftigen Jünger haben (Johannes 14,17; 15,26).
Wie Pilatus könnte man weiterfragen: Was ist die Wahrheit über den Sohn JaHuWschuaHs? Die Antwort wird immer sein: JaHuWschuaH selbst ist die Wahrheit. Bei der Wahrheitsfindung geht es deshalb nicht vordergründig um die Frage: „Wer ist oder wer war der Messias?“ Vielmehr geht es um den Glaubensweg und die persönliche Beziehung mit Ihm. Wahrheit ist eine Sicht auf das Handeln des Schöpfers in der Geschichte der Zeit als ein von Ihm gelenktes Geschehen in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Für das griechisch-platonische Denken ist dies unverständlich.
„Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, so wird Er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn Er wird nicht aus sich selbst reden, sondern was Er hören wird, das wird Er reden, und was zukünftig ist, wird Er euch verkündigen.“ (Johannes 16,13)
Es ist JaHuWschuaHs Geist, der den Gläubigen in alle Wahrheit führt. Wir können uns nicht darauf verlassen, was JaHuWaH durch Ihn im Alten Bund den Israeliten verkündigte und wortwörtlich für uns heute umsetzen. In diesem Fall scheint uns Sein gegenwärtiger Geist zu fehlen. Wir folgen mit einem solchen Bibelverständnis „dem Lamm“ nicht wirklich überall dort hin, wo Es hingeht (Offenbarung 14,4). Der Geist verwandelt den Gläubigen und zeigt ihm, was zu tun ist. Die Wahrheit des Evangeliums wird durch Seinen umwandelnden und lebensspendenden Geist zur Handlung.
„Als ich aber sah, dass sie nicht richtig wandelten nach der Wahrheit des Evangeliums, sprach ich zu Petrus vor allen: Wenn du, der du ein Jude bist, heidnisch lebst und nicht jüdisch, was zwingst du die Heiden, jüdisch zu leben?“ (Galater 2,14)
Das ist der „Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht noch ihn kennt. Ihr kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein.“ (Johannes 14,17) Es ist eine „sich entfaltende Wahrheit“, die hier hervorscheint: Vor JaHuWschuaHs Auffahrt sprach er zu seinen Jüngern, dass der Heilige Geist bei ihnen bleibt. In der Zukunft aber wird er „in“ ihnen sein. Zu Pfingsten verheißt er Ihnen, dass der Heilige Geist „auf“ Seine Nachfolger kommen werde (Apostelgeschichte 1,8) und sie wurden davon „erfüllt“ (Apostelgeschichte 2,3-4). Im Alten Bund kam der Heilige Geist JaHuWaHs ebenfalls „auf“ die Männer und Frauen, vor allem für deren Prophetenamt.
Durch die Erlösung durch JaHuWschuaH wurde das Reich JaHuWaHs auf diese Erde „in“ die Herzen der Menschen gebracht. Trotzdem ist die Verheißung auf die jenseitige Welt ohne Leid und Tod noch nicht eingetreten. Das Reich JaHuWaHs im Herzen sowie die Hoffnung auf das zukünftige buchstäbliche Reich, bauen aufeinander auf und ergänzen sich.
„... denn das Gesetz hat nichts zur Vollkommenheit gebracht —, zugleich aber die Einführung einer besseren Hoffnung, durch die wir Gott nahen können.“ (Hebräer 7,19)
Der biblische Begriff Hoffnung ist die Sicherheit, dass es kommen wird. Es ist nicht so sehr die Erwartung auf das Eintreffen, sondern „beruht auf die Treue dessen, der die Verheißung gibt.“ In unserer Kultur und unserer Sprache ist die Hoffnung von dem abhängig, der auf etwas hofft. Im Hebräischen baut die Hoffnung jedoch auf denjenigen, der die Hoffnung bzw. das Versprechen gibt. Es ist die Zuversicht, dass JaHuWaH hilft und die Führung übernimmt. Es ist keine Hoffnung, die eintritt, wenn wir selbst unsere Werke verrichten (2. Korinther 3,7-18). Siehe Jesaja 40,31 und Römer 8,24-25: Wir sind auf die Hoffnung hin erlöst worden. Denn Hoffnung ist mit dem Glauben verbunden (Hebräer 11,1). Wir haben Hoffnung, weil wir „den für treu erachten, der die Verheißungen gibt“ (Hebräer 11,11).
Die Wahrheit ist unser Schöpfer und Erlöser im Auftrag des Himmlischen Vaters, der von sich sagt: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben“ (Johannes 14,6). Aus Ihm strömt die Wahrheit in die Herzen der Menschen, die Ihn annehmen. Die Wahrheit lebt damit im Gläubigen (2. Korinther 11,10).
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