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Koran KetteIm vorherigen Kapitel haben wir den buddhistisch-hinduistischen Einfluss auf die Namensgebung des Messias in Antiochien in den ersten Jahrhunderten beleuchtet. In diesem Zusammenhang ist auch der Name Isa zu erwähnen, der im Koran als der Sohn der Maria vorgestellt wird. In der deutschen Übersetzung wird er ebenfalls als Jesus wiedergegeben. Er gilt als wichtiger Prophet im Islam, aber nicht als Gottes/Allahs Sohn. Wir wollen nachfolgend den Namen Isa historisch näher beleuchten.

 

Teil 4 der Artikelserie „Wer ist Jesus Christus“

 

Inhaltsverzeichnis der gesamten Artikelserie

 

 

Wer ist „Isa“ im Koran?


Im Koran wird der Sohn Josephs und Marias als Isa (عيسى) bezeichnet. Auch hier stellt sich die Frage, wie dieser Name zustande kommt. Dieser Name scheint seine Wurzeln ebenfalls in Indien zu haben. Jesus wird in Indien in einigen indischen Sprachen als Isa bezeichnet.1

„Jesus‘ Name hatte viele Variationen in verschiedenen Sprachen, und einer davon, ISA, welcher in islamischen Texten erscheint, ist ähnlich dem Ischa oder Ischvara, der gewöhnlich für Gott in Indien benutzt wird.“2 

Josef F. Alioli zeigt in seinem Handbuch der biblischen Altertumskunde die dualistische Weltanschaung des Götterkultes auf. Baal ist der indische Gott Shiva und seine Frau Astarte bzw. Baaltis ist die indische Göttin Parvati. Die indische Übersetzung von Baal, mit der Bedeutung von Herr/Gemahl, ist Isa. Weiter erläutert er:

„Beider Symbol ist der Phallus. Mit beiden sind Sonne und Mond, Saturn und Feuer in engster Beziehung. Beide sind sowohl Götter der Zeugung als auch der Zerstörung. Der Kult von beiden ist von Menschopfern und Unzucht begleitet.“3

Kaaba MekkaKaaba in Mekka
Die Kaaba ist als ehemaliger Saturnstempel bezeugt. Schwarz ist die Farbe des Saturn. Der dort angebrachte schwarze Stein war das entsprechende Götterbild.4
© Konevy/Pixabay, Public Domain

Wenn die Gottheit im Hinduismus als Schöpfer fungiert, ist sie Brahma. Wenn die Hindus diese Gottheit jedoch im Licht der Zerstörung wahrnehmen, geben sie ihm tausend verschiedene Namen, unter anderem sind die meist gebrauchten Namen Shiva und Isa. Isa ist ein anderer Name für Shiva und wie Isis steht auch Isa in Verbindung mit dem Mond.5 Isa oder Isvara ist damit „unzweifelhaft“ auch die Isis Ägyptens“.6

Isa bedeutet „Herr“ oder Herrscher und gilt deshalb auch als ein Beiname Shivas.7 Isa (Herr) gilt nicht nur als der „höchste Brahman und Größte von Allen“8, der Name Isa, Isana oder Isvara wird zudem überall in den philosophischen Schriften der Hindus gebraucht, um ein persönliches Verständnis von Brahman zu verdeutlichen.9.

Obwohl der im 7. Jahrhundert entstandene Koran biblische Personen wie Mose, Josua und einige Propheten aufgenommen hat, wird ebenso wie im Christentum nicht beachtet, dass der Name des Sohnes der Maria denselben Namen trägt, wie der Hohepriester Josua. Josua ist eine spätere Form des ursprünglichen hebräischen Namens Jahuschua (siehe hierzu: Unser Erlöser: im Auftrag und im Namen Seines Vaters gekommen). Wenn also die Christen den Messias mit Jesus bezeichnen, müsste Jesus auch der Name Josuas gewesen sein. Dasselbe gilt für den Koran und die Muslime. Denn der Name Josua wird als solcher im Koran geschrieben, während der spätere Josua (Jahuschua) als Isa bezeichnet wird. Selbst die Koran-Enzyklopädie fragt sich, wie es kommt, dass der Name im Koran so viel anders lautet als der arabische Name des Messias, wie ihn die arabischen Christen aussprechen.

„Die englische Form ‚Jesus‘ ist von dem lateinischen Iesus abgeleitet, der wiederum auf dem griechischen Iēsous basiert. Man geht jedoch davon aus, dass Jesu ursprünglicher Name hebräisch gewesen sein muss, weil er ein palästinensischer Jude war. Auch muss das griechische Iēsous ursprünglich der hebräische Name Yēshūa‘ gewesen sein, welcher eine abgekürzte Form von Y’hōshūa‘ ist. […] Westliche Gelehrte haben sich aufgrund ihrer Überzeugung, dass Jesus‘ authentischer hebräischer Name Yeshua ist, gewundert, dass der Koran sich auf ‚Isa‘ bezieht.“ Von[Encyclopaedia of the Qura’ān, Band III, Jane Dammen MCAuliff (Hrsg.), Brill, Leiden-Boston, 2003, S. 8-9, eigene Übersetzung ins Deutsche]

In den arabischen Bibeln steht für den Messias der Name Jaschu (يسوع),10 während im Koran Isa (عيسى) zu lesen ist. Arabische Christen sprechen dieses Wort auch gemäß dieser arabischen Schreibweise mit يسوع (Jahschu) aus.11 Man hat wohl den ältesten arabischen Bibelkodex verwendet, den Mt Sinai Arabic Codex 151, der 867 u.Z. entstand. Er wurde im Katharinenkloster am Berg Sinai im 18. Jahrhundert gefunden.

Gibt man im Internet in den Google-Übersetzer den Namen Joshua (englisch) ein, ergibt dies auf arabisch يشوع (yashue). Gibt man den Namen Jesus ein, um die arabische Schreibweise zu erhalten, ergibt dies: „يسوع (yasua)“. Es gibt einen Ort im Libanon mit dem arabischen Namen „مزرعة يشوع“ der in westlicher Sprache den Namen Mazra`at Yashu`oder Mazraat Yachouaa ergibt.12 Dieser Name hat in etwas die Bedeutung: „Farm Joshua“, wie die Google-Übersetzung zeigt.

Vor der Gründung des Islams wurde bei den Arabern der Messias nicht als Isa oder Jesus ausgesprochen, was aus den Namen arabischer Christen zu schließen ist. So gab es in vorislamischer Zeit die Banu ‘Abd Yasu (Söhne der Diener Jaschu), eine Gruppe arabischer Christen in Najran.13 Die Form Īsa erscheint jedoch nicht vor der Entstehung des Koran, wohingegen die Form Jahsu als Personenname bereits davor benutzt wurde.14

Der moslemische Name Isa hat ein ebenso heidnisch-babylonisches Vorbild wie der christliche Name Jesus. Beider Wurzeln können im Hinduismus gefunden werden.

 

Weiter mit Teil 5 dieser Artikelserie: Chrestus, der „Gute Gott“




1 Roshen Dalal, The Religions of India: A Concise Guide to Nine Major Faiths, Penguin Books, Indien, 2006, S. 156 Up

2 Roshen Dalal, The Religions of India: A Concise Guide to Nine Major Faiths, Penguin Books, Indien, 2006, S. 173 Up

3 Josef Franz Alioli, Handbuch der biblischen Altertumskunde, Band I, Vogel’sche Verlagsbuchhandlung, Landshut, 1844, S. 19 Up

4 Globus: illustrierte Zeitschrift für Länder- und Völkerkunde, Karl Andree (Hrsg.), Bd. 15, Braunschweig, 1869, S. 72; Friedrich von Hellwald, Kulturgeschichte in ihrer natürlichen Entwicklung bis zur Gegenwart, Bd. 2, Augsburg, Lampart & Comp., 1884, S. 95 Up

5 Edward Moor, The Hindu Pantheon, London, 1810, S. 9.118.189 Up

6 Vans Kennedy, Researches Into the Nature and Affinity of Ancient and Hindu Mythology, London, 1831, S. 49 Up

7 Herman, Adolphe und Robert de Schlagintweit, Results of a Scientific Mission to India and High Asia, Band III, F. A. Brockhaus, Leipzig, 1863, S. 201 Up

8 Ishwar Chandra Tyagi, Shaivism in Ancient India: From the Earliest Times to C.A.D. 300, Meenakshi Prakashan, University of Michigan, 1982, S. 90 Up

9 Sangkeun Kim, Strange Names of God: The Missionary Translation of the Divine Name and the Chinese Responses to Matteo Ricci’s Shangti in Late Ming China 1583-1644, Peter Lang Publishing, New York, 2004, S. 110 Up

10 siehe z. B. Matthäus 1,1 in der arabischen Bibel: www.arabicbible.com/nt-text/118-matthew/1047-matthew-1.html Up

11 Gabriele Said Reynolds, The Qur’ān in Ist Historcal Context, 2008, S. 235 Up

12 siehe: http://lb.geoview.info/mzr%CA%BFt_yshw%CA%BF,564370172n Up

13 Irfan Shahîd, Byzantium and the Arabs in the Fifth Century, Dumbarton Oaks Research Library, Washington D.C., 1989/2006, S. 445 Up

14 Arthur Jeffery/Gerhard Böwering/Jane McAuliffe, The Foreign Vocabulary of the Quran, Woods Press, 2008, S. 220 Up